Medienkonzept

Die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Digitale Medien beeinflussen alle Lebensbereiche und verändern diese: sie nehmen Einfluss auf ihre Sicht der Welt, ihre Kommunikation, das soziale Miteinander und das Lernen.

Doch auch wenn sich die Kinder und Jugendlichen fit fühlen im Umgang mit den modernen Medien, so zeigt jedoch die Realität, dass dies nicht so ist. Das kann man zum Beispiel daran erkennen, dass bei den jüngeren Schüler/innen das Eintippen einer Internetadresse Probleme bereitet und sich auf eine Seite einzuloggen kaum geschafft wird. Denn mit dem Spielen auf dem Rechner oder dem Smartphone hat eine strukturierte Suche im Internet bzw. die Arbeit mit einem digitalen Schulbuch nichts zu tun.

Die JIM Studie von 2017 zeigt, dass Jugendliche in ihrer Freizeit unterschiedliche Medienangebote und Kanäle nutzen. Das Smartphone sorgt dafür, dass dies räumlich und zeitlich flexibel geschieht. Heutige Schüler/innen nutzen das Smartphone sehr vielfältig: sie schauen Serien auf Streaming-Portalen, nutzen das Internet zur Recherche, kommunizieren über die sozialen Dienste mit ihren Freunden und hören Musik. Das Nutzungsverhalten lässt sich hierbei in vier Komponenten aufteilen, die im folgenden Medienkonzept bearbeitet werden sollen: Kommunikation, Spiele, Informationssuche und Unterhaltung.

Trotz aller durchaus berechtigten Vorbehalte, schülereigene Handys im Unterricht einzusetzen, haben moderne Smartphones jedoch auch das Potenzial, produktiv, kreativ und zielgerichtet eingesetzt zu werden. Hier gilt es, Hilfestellung zu geben, Chancen aufzuzeigen und pädagogisch sinnvolle Konzepte zur Praxisanwendung zu entwickeln.

Jedoch erscheint der zunehmend intensivere Umgang mit dem Smartphone und den darauf installierten sozialen Netzwerken und Messenger-Diensten, wie WhatsApp, Snapchat und Instagram, alarmierend. In einer aktuellen Studie der Landesmedienanstalt NRW zeigte sich, dass 21% der Acht- bis Vierzehnjährigen stark an ihr Handy gebunden seien, 48% geben an, durch ihr Handy abgelenkt zu werden und 11% sind bereits Opfer von digitalem Mobbing geworden.[1] Das so genannte Cybermobbing nimmt immer stärkere Formen an, dies zeigt sich vor allem in der Schule. Auf diesen wichtigen Aspekt zielt vor allem die Arbeit der Medienscouts, die seit 2013 fest am Gymnasium Marianum installiert sind und innerhalb der Anti-Mobbing-Woche diesen Themenbereich übernehmen.

Darum muss die Schule darauf reagieren und ein eigenes Medienkonzept entwickeln, dass sich diesen Herausforderungen stellt. Hierbei ist eine enge Verzahnung mit der Elternschaft, aber auch mit außerschulischen Institutionen wie z.B. der Landesmedienanstalt NRW oder der Polizei wünschenswert. Die „Schulen sollen dabei die Aufgabe annehmen, Medienwirklichkeiten sensibel und reflektiert wahrzunehmen und in konzentrierte Lernprozesse einzubinden.“[2] Kinder und Jugendliche müssen zu einem selbstbestimmten und eigenverantwortlichen Umgang mit Medien befähigt werden.

1.  Präventionsarbeit am Gymnasium Marianum

1.1   Themen

1.1.1    Cybermobbing

Das Thema „Cybermobbing“ hat in den letzten Jahren leider an „negativer“ Bedeutung gewonnen. In der JIM Studien von 2017 geben 21% der Jungen und 19% der Mädchen an, bereits

falsche und beleidigende Aussagen über sich im Internet bzw. den sozialen Netzwerken gelesen zu haben. Ältere Jugendliche sind hierbei stärker betroffen als jüngere Schüler/innen.

Dies liegt vor allem daran, dass die ständige Erreichbarkeit und Vernetzung der Jugendlichen ihnen eine bessere Möglichkeit zur Organisation und Kommunikation bietet. Kommunikationsplattformen wie WhatsApp, Snapchat und Instagram bieten den jungen Menschen viele Möglichkeiten, sich Texte, Filme oder Bilder zu senden und sich so auszutauschen und zu vernetzen. Gerade in der Schule, wo sich z.B. Klassengruppen bilden und Hausaufgaben und Termine ausgetauscht werden, ist dies somit ein aktuelles Thema.

Als „Cybermobbing“ wird eine intentionale, aggressive Handlung einer Person oder Personengruppe verstanden, die mittels digitaler Kommunikationsmöglichkeiten wiederholt über einen längeren Zeitraum hinweg gegenüber einem Opfer erfolgt. Die scheinbare Anonymität des Internets und der sozialen Netzwerke und die ständige Verfügbarkeit bieten dem Täter eine scheinbare Handlungsfreiheit und fördern die Verbreitung von negativen und teilweise auch schädlichen Inhalten. Diese Inhalte schaden dabei nicht nur kurzfristig, sondern können noch Jahre später an die Öffentlichkeit gelangen.

Dieser Entwicklung muss sich Schule als die Institution, in der sich die Jugendlichen einen längeren Zeitraum des Tages hinweg aufhalten, entschieden entgegen stellen. Sie hat die Aufgabe, Kinder und Jugendliche medienkritisch aufzuklären und ein reflexives Bewusstsein zu fördern, um ihre Schüler/innen vor Cybermobbing zu schützen.

Dies geschieht im Rahmen der Antimobbing-Woche der Klasse 6: Seit 2018 übernehmen die am Gymnasium Marianum tätigen Medienscouts einen Workshop zur Informationen über und Prävention gegen Cybermobbing. Als Grundlage hierfür wird das Buch „Auf dich abgesehen“ von Daniel Höra gelesen. Der Autor stellt sich in einer Lesestunde im Rahmen der Projektwoche den Fragen der Schüler/innen. Darüber hinaus arbeiten die Medienscouts in einem Workshop über 3 bis 4 Schulstunden mit den Schüler/innen der Klasse 6 zum Thema „Cybermobbing“. Diese Peer-Education, so hat es sich in der Vergangenheit gezeigt, schaffte es, sich Gehör und auch Akzeptanz bei den jüngeren Schüler/innen zu verschaffen, um so auf den Ernst der Lage hinzuweisen.

1.1.2    Soziale Netzwerke

Im Rahmen der Gender-Projekt-Woche führen die Medienscouts einen Workshop zum Thema“ Selbstdarstellung im Internet und den sozialen Netzwerken“ durch. In diesem Workshop geht es vor allem darum, wie Junge/Mädchen sich bei Kommunikationsplattformen wie Snapchat oder Instagram darstellen und welche Folgen dies für Ihr Selbstbild hat.

Auch wenn sich die Schüler/innen selbst als Profi im Umgang mit diesen Netzwerken beschreiben, so zeigt sich doch sehr oft, dass sie nicht damit umgehen können, wenn fremde Menschen, teilweise auch wesentliche ältere Erwachsene, sie „ansnappen“ oder andere Mitschüler/innen in Konkurrenz zu ihnen treten und mehr Flammen besitzen als sie.

Genauso wie beim Projekt „Cybermobbing“ soll auch die kritische Selbstbetrachtung des eigenen Profils im Internet und der Umgang mit den sozialen Netzwerken durch so genannte Peers durchgeführt werden, die emotional näher an den Workshop-Teilnehmer/innen sind.

1.1.3    Internetsucht/Spielsucht

Während der problematische Umgang mit den „Sozialen Netzwerken“ vor allem die Mädchen betrifft, so zeigt es sich, dass die Betroffenen im Kontext einer so genannten „Internet Gaming Disorder“, die vor kurzem auch von den Krankenkassen als Krankheitsbild anerkannt und in den Diagnosekatalog aufgenommen wurden, vor allem männliche Jugendliche betrifft. 91% der in Deutschland diagnostizierten 800.000 Betroffenen sind männliche junge Erwachsene zwischen 17 und 25 Jahren. Bereits eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigt, dass Schüler, die viel Zeit beim Spielen am Computer verbringen, häufiger Schulprobleme haben und sowohl unter psychischen als auch physischen Folgeerkrankungen leiden.

Aufgabe der Schule ist es nun, auch in diesem Bereich präventiv zu wirken und die Schüler/innen zu einem reflektierten und selbstbestimmten Umgang mit den digitalen Medien zu führen. Dies bedeutet, dass sich Unterrichtsinhalte in den unterschiedlichsten Fächern, so z.B. in katholischer oder evangelischer Religion der Klasse 8 im Rahmen nach der Sehnsucht nach einem gelingenden Leben die Internetsucht bzw. die Spielsucht thematisch wiederfindet und von allen Beteiligten kritisch reflektiert wird.

In diesem Kontext sollte nicht nur die Spielsucht, sondern auch weitere Problematiken wie Online-Shopping, Online-Glücksspiele oder, wie zuvor genannt, die Online-Kommunikation besprochen werden.

1.2   Ansprechpartner/innen

1.2.1    Beratungslehrer/innen

Als AnsprechpartnerInnen für die Schüler/innen stehen nicht nur ihre Klassenlehrer/innen und Jahrgangstufenleiter/innen bereit, sondern vor allem auch die Beratungslehrer/innen der Schülervertretung, die als so genannte Vertrauenslehrer/innen einen besonderen Status haben und so Probleme der Jugendlichen sensibel auffangen und an entsprechende Stellen weiterleiten können.

1.2.2    Medienscouts

Seit dem Jahr 2013 gibt es am Gymnasium Marianum die so genannten Medienscouts. Innerhalb eines „Train-the-Trainer Programms“ werden seitdem durch die Landesanstalt für Medien NRW in unregelmäßigen Abständen Medienscouts am Marianum ausgebildet. Zurzeit (2018) arbeitet die dritte Generation am Marianum im Rahmen der Peer-Education mit den Schüler/innen der 6. und 8. Klasse.

Die Medienscouts, die einmal die Woche eine Sprechstunde im Raum der Streitschlichtung anbieten, sind ebenfalls Ansprechpartner/innen für Jugendliche, aber auch für Lehrerinnen und Lehrer, die Beratungsbedarf haben und die Medienscouts auch bitten können, Projekte in ihrer Klasse durchzuführen.

Die Medienscouts des Gymnasium Marianum werden regelmäßig von der Landesanstalt für Medien fortgebildet und führen im Schuljahr mindestens zwei Projekte durch. Die ausgebildeten Medienscouts agieren als Referenten und als Ansprechpartner/innen bei medienbezogenen Fragen und Problemen

1.2.3    Streitschlichter/innen

Auch die Streitschlichter/innen und ihre Beratungslehrer/innen können im Zusammenhang mit Problemen wie „Cybermobbing“ angesprochen werden. Sie versuchen, in ihren Sprechstunden Probleme im Rahmen der Peer-Education zu lösen.

2.  Derzeitige Unterrichtsprojekte in Bezug auf die Medienkompetenz

Jahrgangsstufe 5

·       Einführung in die Arbeit mit dem Computer und dem Internet. Projektarbeit in den unterschiedlichsten Fächern.

·       Umgang mit Media Playern z.B. im Fach Musik

·       Lektüre Erebos und Level L, die Stadt der Kinder

·       Antolin

Jahrgangsstufe 6

·       Anti-Mobbing-Woche: Cybermobbing.

·       Parallel dazu in Politik: Reihe zum Thema (Cyber)Mobbing und zusätzlich eine Reihe zum Thema Medienkonsum (Fernsehen/Werbung)

·       Lektüre des Buches von Daniel Höra: Auf dich abgesehen

·       Einführung in die Arbeit mit digitalen Medien am Beispiel des mbooks im Geschichtsunterricht

·       Kurs Tastaturschreiben

Jahrgangsstufe 7

·       Einführung in die Arbeit mit Präsentationssoftware (z.B. PowerPoint) im Fach Biologie

·       Aufnahme selbstkomponierter Musikstücke mit Cubase/Wavelab

Jahrgangsstufe 8

·       Anknüpfung an die Reihe Sekten/Sucht/Abhängigkeit in Klasse 8 im Fach Religion: Der virtuelle Mensch

·       Weiterführung des Zeitungsprojekt

·       Grundlagen der Textverarbeitung im WPU Unterricht Naturwissenschaften

Jahrgangsstufe 9

·       Ausbildung der Medienscouts.

Jahrgangsstufe EF

·       Reihe in EF Deutsch zum Thema Scripted Reality und Nachrichten (Sendeformate vergleichen, Strategien der medialen Produktionen beschreiben etc.)

·       Reihe im Grundkurs Informatik zum Thema: Programmieren mit Java. Einblick in die Grundlagen der Programmierung und Einfluss der Digitalisierung auf unser Leben am Beispiel „Selbstfahrende Autos“

Jahrgangsstufe Q1

·       Unterrichtseinheit Englisch zum Thema Media, reality and me – dangers and opportunities of modern media use

·       Reihe im Grundkurs Informatik zum Thema Datenstrukturen: Große Datenmengen müssen systematisch erfasst und bearbeitet werden.

·       Reihe im Fach Pädagogik zum Thema Unzureichende Identitätsentwicklung am Beispiel von deviantem Verhalten und der Gefahr von Identitätsdiffusion auch in den sozialen Netzwerken

Jahrgangsstufe Q2

·       Reihe im Fach Deutsch zum Thema Sprachvarietäten. Merkmale der Netzsprache – Konzeptionelle Mündlichkeit. .

·       Reihe im Fach Philosophie zur Erkenntnistheorie: Gewissheit über Wahrnehmung?

3.  Kompetenzrahmen des „Medienpass NRW“

3.1.         Medienkompetenz

„Medienkompetenz meint grundlegend nichts anderes als die Fähigkeit, in die Welt aktiv aneignender Weise auch alle Arten von Medien für das Kommunikations- und Handlungsrepertoire von Menschen einzusetzen.“ [3]

Der Begriff der Medienkompetenz, für den es heute mehr als 100 verschiedenen Definitionen gibt, geistert nicht erst seit dem Beginn der Digitalisierungswelle im 21. Jahrhundert durch unsere Gesellschaft. Bereits in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts wurde dieser Begriff durch den Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke geprägt, der sich damals vor allem auf die so genannten analogen Medien bezog und für den der selbstbestimmt handelnde Mensch im Mittelpunkt seiner Überlegungen stand. Dabei ging es ihm nicht darum, was die Medien mit dem Menschen machen, so wie es heute oftmals diskutiert wird, sondern wie die Menschen Medien kompetent nutzen können, um ihre Gesellschaft positiv zu verändern. Baacke nahm hierbei besonders Bezug auf die Veränderung der menschlichen Kommunikation im Zuge der technisch-industriellen Entwicklung. Dies lässt sich auch auf die gegenwärtigen Entwicklungen übertragen.

Im Fokus heutiger Überlegungen stehen die „digitalen Medien“, auch wenn in der Schule noch mit analogen Medien wie der Tafel, dem Overhead-Projektor oder der Pinnwand gearbeitet wird. Unter „digitalen Medien“ subsumiert man Unterrichtsmedien wie Beamer, Computer, Tablets oder Smartboards. Diese produktiv und vor allem für die Schüler/innen motivierend in das Unterrichtsgeschehen einzusetzen, ist die Aufgabe der Schule der Zukunft.

Neben der Unterscheidung zwischen analogen und digitalen Medien ist es notwendig, die Bereiche der Erstellung von Medien und des Einsatzes von Medien zu unterscheiden.[4] Beide Bereiche finden im aktuellen Medienkompetenzrahmen 2018 ihren Platz und müssen somit bei der Förderung der Medienkompetenz bei Schüler/innen Beachtung finden.

Die Jugendlichen kompetent für den Umgang mit digitalen Medien zu machen bedeutet aber nicht nur, ihnen die kognitiven Fähigkeiten im Umgang mit Medien beizubringen. Neben technischem, gestalterischem und rechtlichem Know-how müssen die Schüler/innen auch motiviert und aus eigenem Antrieb neue Kompetenzen im Umgang mit der Digitalisierung ihrer Welt erwerben wollen. Erst dann kann Medienkompetenz auf allen Ebenen vermittelt werden und im Lern- und Lehralltag der Schule ihren Platz finden.

Im Rahmen der Bitkom Studie 2017 zur Schule 2.0[5] wurde herausgefunden, dass Lehrer/innen technikaffiner sind als der Rest der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland und digitale Medien im Unterricht sehr schätzen. In der Praxis jedoch werden digitale Medien nur wenig eingesetzt und Lehrer/innen beklagen die digitale Ausstattung der Schule und ein mangelndes Fortbildungsangebot. An dieser Stelle setzt das Gymnasium Marianum an und stattet ab dem zweiten Schulhalbjahr 2018/2019 eine achte Klasse mit Tablets aus. Dieses Pilotprojekt soll im darauf folgenden Schuljahr ausgeweitet werden, gleichzeitig wird das Kollegium sukzessive fortgebildet.

Um Medienkompetenz zu erwerben, unterscheiden Bühler und Schleich (2016)[6] vier Dimensionen.

Bezogen auf die pädagogische Dimension ist es wichtig, den kritischen und verantwortungsbewussten Umgang der Schüler/innen mit den neuen Medien, und hier vorrangig mit dem Smartphone, einzuüben. Daher hat sich das Gymnasium Marianum bewusst für ein „Handyverbot“ in der Sekundarstufe I entschieden, damit die Jugendlichen sich konzentriert und fokussiert auf das Unterrichtsgeschehen einlassen und die Pausen auch als diese nutzen. Jedoch dürfen die Smartphones im Rahmen des BYOD im Unterricht produktiv und pädagogisch begleitet eingesetzt werden. Gerade im Hinblick auf die Einführung der Tablet-Klasse setzt sich das Marianum pädagogisch-didaktisch reflektiert mit der digitalen Zukunft auseinander und versucht, die Jugendlichen auf die Anforderungen einer mediatisierten Gesellschaft vorzubereiten.

Durch den Einbezug des Medienkompetenzrahmens NRW soll die didaktische Dimension der Nutzung digitaler Medien reflektiert werden. Die Fachkonferenzen sollen sich hierbei bis zum Frühjahr 2019 den verschiedenen Dimensionen der 6 Teilkompetenzen zuordnen und den „Mehrwert“ des Einsatzes digitaler Medien herausarbeiten.

Daran anschließend hat sich das Gymnasium Marianum in technischer Hinsicht für den Einsatz von I-Pads in der Tablet-Klasse entschieden. Kolleginnen und Kollegen, die in dieser Klasse in Zukunft eingesetzt werden, erhalten fächerbezogene Fortbildung, damit sie mit der Hardware und Software umgehen können und diese produktiv im Unterricht einsetzen können. Kollegiumsintern wurden bereits zahlreiche KollegInnen am ActivBoard, unserem interaktiven Whiteboard, fortgebildet, sodass dieses bereits in den fünften Klassen flächendeckend eingesetzt wird und auch zur Integration einer sehbehinderten Schülerin dient (Stand 2018) dient.

Nicht nur die Lehrer/innen müssen sich bei der Gestaltung von Arbeitsblätter über die Urheberrechte von Bildern oder der sinnvollen Gestaltung eines Arbeitsblattes Gedanken machen, auch für Schüler/innen gehört die Präsentation von Arbeitsergebnissen, ob es noch in Form eines Handouts ist oder als Power-Point-Präsentation zu einem wichtigen Aspekt. Diese gestalterische Dimension er Medienkompetenz lässt sich in zahlreichen Dimensionen des Medienkompetenzrahmens weiderfinden, der im folgenden Kapitel erläutert wird.

3.2.         Der Medienkompetenzrahmen[7]

Das Ziel des im Sommer 2018 aktualisierten Medienkompetenzrasters NRW ist es, alle Kinder und Jugendlichen am digitalen Wandel unserer Zeit teilhaben zu lassen und dies nach nationalen und internationalen Normen aufeinander abzustimmen. Sie sollen sich in unserer Gesellschaft, die in Zukunft durch die Digitalisierung bestimmt wird, selbstkritisch und selbstbestimmt mit den so genannten „Neuen Medien“ auseinandersetzen. Die Schüler/innen sollen hierbei bis zum Ende der Sekundarstufe I Schlüsselqualifikationen erwerben, die sie dazu befähigen, sicher, kreativ und verantwortungsvoll mit Medien umzugehen.

Alle Schülerinnen und Schüler, die zum Schuljahr 2018/219 in die Sekundarstufe I eintreten, sollen bis zum Ende ihrer Schulzeit die in diesem Rahmen formulierten Kompetenzen erworben haben.

Der Kompetenzrahmen besteht aus den folgenden sechs Dimensionen[8]:

1. Bedienen und Anwenden

beschreibt die technische Fähigkeit, Medien sinnvoll einzusetzen und ist die Voraussetzung jeder aktiven und passiven Mediennutzung.

2. Informieren und Recherchieren

umfasst die sinnvolle und zielgerichtete Auswahl von

Quellen sowie die kritische Bewertung und Nutzung von Informationen.

3. Kommunizieren und Kooperieren

heißt, Regeln für eine sichere und zielgerichtete Kommunikation zu beherrschen und Medien verantwortlich zur Zusammenarbeit zu nutzen.

4. Produzieren und Präsentieren

bedeutet, mediale Gestaltungsmöglichkeiten zu kennen und diese kreativ bei der Planung und Realisierung eines Medienproduktes einzusetzen.

5. Analysieren und Reflektieren

ist doppelt zu verstehen: Einerseits umfasst diese Kompetenz das Wissen um die Vielfalt der Medien, andererseits die kritische Auseinandersetzung mit Medienangeboten und dem eigenen Medienverhalten. Ziel der Reflexion ist es, zu einer selbst bestimmten und selbstregulierten Mediennutzung zu gelangen.

6. Problemlösen und Modellieren

verankert eine informatische Grundbildung als elementaren Bestandteil im Bildungssystem. Neben Strategien zur Problemlösung werden Grundfertigkeiten im Programmieren vermittelt sowie die Einflüsse von Algorithmen und die Auswirkung der Automatisierung von Prozessen in der digitalen Welt reflektiert.

Diese 6 Dimensionen werden auf die verschiedenen Fächer und Jahrgangsstufen verteilt. Die sechs Kompetenzbereiche mit insgesamt 24 Teilkompetenzen zielen dabei nicht nur auf eine systematische Medienbildung, sondern sie beziehen schulische wie außerschulische  Lernorte mit ein und bilden die Leitlinie für die anstehende, schrittweise Überarbeitung aller Kernlehrpläne für die Unterrichtsfächer.

3.3.         Inhaltliche Ausgestaltung der Kompetenzen in den Kernlehrplänen

Im Folgenden werden Vorschläge zur Umsetzung der einzelnen Kompetenzen im Rahmen der Fachcurricula vorgestellt. Zurzeit werden im Rahmen der Qua-Lis NRW 2019 die Kernlehrpläne aller Fächer in Hinblick auf G9 und die Umsetzung des Medienkompetenzrasters überarbeitet. Im Sommer 2019 wird die Veröffentlichung der neuen Lehrpläne erwartet.

1. Bedienen und Anwenden

1.1 Medienausstattung (Hardware)

Medienausstattung (Hardware) kennen, auswählen und reflektiert anwenden; mit dieser verantwortungsvoll umgehen

Jahrgangsstufe/Fach

Biologie

1.2 Digitale Werkzeuge

Verschiedene digitale Werkzeuge und deren Funktionsumfang kennen, auswählen sowie diese kreativ, reflektiert und zielgerichtet einsetzen

Jahrgangsstufe/Fach

Musik

1.3 Datenorganisation

Informationen und Daten sicher speichern, wiederfinden und von verschiedenen Orten abrufen; Informationen und Daten zusammenfassen, organisieren und strukturiert aufbewahren

Jahrgangsstufe/Fach

Chemie

1.4 Datenschutz und Informationssicherheit

Verantwortungsvoll mit persönlichen und fremden Daten umgehen, Datenschutz, Privatsphäre und Informationssicherheit beachten

Jahrgangsstufe/Fach

Politik

2. Informieren und Recherchieren

2.1 Informationsrecherche

Informationsrecherchen zielgerichtet durchführen und dabei Suchstrategien anwenden

Jahrgangsstufe/Fach

Religion (Bezug zur Methodenkladde)

2.2 Informationsauswertung

Themenrelevante Informationen und Daten aus Medienangeboten filtern, strukturieren, umwandeln und aufbereiten

Jahrgangsstufe/Fach

Geschichte (Bezug zur Methodenkladde)

2.3 Informationsbewertung

Informationen, Daten und ihre Quellen sowie dahinterliegende Strategien und Absichten erkennen und kritisch bewerten

Jahrgangsstufe/Fach

Erdkunde

2.4 Informationskritik

Unangemessene und gefährdende Medieninhalte erkennen und hinsichtlich rechtlicher Grundlagen sowie gesellschaftlicher Normen und Werte einschätzen; Jugend- und Verbraucherschutz kennen und Hilfs- und Unterstützungsstrukturen nutzen

Jahrgangsstufe/Fach

Politik

3. Kommunizieren und Kooperieren

3.1 Kommunikations- und Kooperationsprozesse

Kommunikations- und Kooperationsprozesse mit digitalen Werkzeugen zielgerichtet gestalten sowie mediale Produkte und Informationen teilen

Jahrgangsstufe/Fach

Musik

3.2 Kommunikations- und Kooperationsregeln

Regeln für digitale Kommunikation und Kooperation kennen, formulieren und einhalten

Jahrgangsstufe/Fach

Deutsch

3.3 Kommunikation und Kooperation in der Gesellschaft

Kommunikations- und Kooperationsprozesse im Sinne einer aktiven Teilhabe an der Gesellschaft gestalten und reflektieren; ethische Grundsätze sowie kulturell-gesellschaftliche Normen beachten

Jahrgangsstufe/Fach

Religion

3.4 Cybergewalt und -kriminalität

Persönliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Risiken und Auswirkungen von Cybergewalt und -kriminalität erkennen sowie Ansprechpartner und Reaktionsmöglichkeiten kennen und nutzen

Jahrgangsstufe/Fach

Deutsch (Anknüpfung an die Anti-Mobbing-Woche mit dem Medienscouts Workshop und dem Buch von Daniel Höra)

4. Produzieren und Präsentieren

4.1 Medienproduktion und -präsentation

Medienprodukte adressatengerecht planen, gestalten und präsentieren; Möglichkeiten des Veröffentlichens und Teilens kennen und nutzen

Jahrgangsstufe/Fach

Englisch

4.2 Gestaltungsmittel

Gestaltungsmittel von Medienprodukten kennen, reflektiert anwenden sowie hinsichtlich ihrer Qualität, Wirkung und Aussageabsicht beurteilen

Jahrgangsstufe/Fach

Kunst

4.3 Quellendokumentation

Standards der Quellenangaben beim Produzieren und Präsentieren von eigenen und fremden Inhalten kennen und anwenden

Jahrgangsstufe/Fach

Biologie (Bezug zur Methodenkladde)

4.4 Rechtliche Grundlagen

Rechtliche Grundlagen des Persönlichkeits- (u. a. des Bildrechts), Urheber- und Nutzungsrechts (u. a. Lizenzen) überprüfen, bewerten und beachten

Jahrgangsstufe/Fach

Kunst

5. Analysieren und Reflektieren

5.1 Medienanalyse

Die Vielfalt der Medien, ihre Entwicklung und Bedeutungen kennen, analysieren und reflektieren

Jahrgangsstufe/Fach

Politik

5.2 Meinungsbildung

Die interessengeleitete Setzung und Verbreitung von Themen in Medien erkennen sowie in Bezug auf die Meinungsbildung beurteilen

Jahrgangsstufe/Fach

Englisch

5.3 Identitätsbildung

Chancen und Herausforderungen von Medien für die Realitätswahrnehmung erkennen und analysieren sowie für die eigene Identitätsbildung nutzen

Jahrgangsstufe/Fach

Sport

5.4 Selbstregulierte Mediennutzung

Medien und ihre Wirkungen beschreiben, kritisch reflektieren und  deren Nutzung selbstverantwortlich regulieren; andere bei ihrer Mediennutzung unterstützen

Jahrgangsstufe/Fach

Erdkunde

6. Problemlösen und Modellieren

6.1 Prinzipien der digitalen Welt

Grundlegende Prinzipien und Funktionsweisen der digitalen Welt identifizieren, kennen, verstehen und bewusst nutzen

Jahrgangsstufe/Fach

Mathe (Minibiber)

6.2 Algorithmen erkennen

Algorithmische Muster und Strukturen in verschiedenen Kontexten erkennen, nachvollziehen und reflektieren

Jahrgangsstufe/Fach

Physik

6.3 Modellieren und Programmieren

Probleme formalisiert beschreiben, Problemlösestrategien entwickeln und dazu eine strukturierte, algorithmische Sequenz planen, diese auch durch Programmieren umsetzen und die gefundene Lösungsstrategie beurteilen

Jahrgangsstufe/Fach

Physik

6.4 Bedeutung von Algorithmen

Einflüsse von Algorithmen und Auswirkung der Automatisierung von Prozessen in der digitalen Welt beschreiben und reflektieren

Jahrgangsstufe/Fach

Mathe

4.  Mediale Ausstattung

4.1 Aktueller Stand

Zurzeit verfügt das Gymnasium Marianum über zwei Computerräumen. In einem der Räume befindet sich zusätzlich ein ActivBoard, in dem zweiten Raum kann mit einem Beamer gearbeitet werden.

Daneben sind insgesamt 9 Kursräume mit ActivBoards ausgestattet, zwei dieser Räume werden von den fünften Klassen als Klassenraum genutzt, ein weiterer Raum dient einer neunten Klasse als Klassenraum (aufgrund einer sehbehinderten Schülerin). Die weiteren Räume verteilen sich über die Biologie, die Kunst und die Oberstufe.

Zusätzlich verfügen weitere Räume über einen Computer und einen Beamer, sodass multimedial gearbeitet werden kann. Alle Klassenräume, bis auf 206/207, verfügen außerdem zurzeit über einen Netzwerkanschluss.

Der so genannte Kreuzgang dient den Schüler/innen der Oberstufe als Selbstlernzentrum, in dem sie in ihren Freistunden arbeiten können.

4.2 Bedarf

Zurzeit arbeitet das Gymnasium Marianum daran, einen neuen Server mit benutzerdefinierter Anmeldung und einer zentralen Datenspeicherung aufzubauen. Darüber hinaus sollte die vorhandene Glasfaserstrecke in den Neubau modernisiert werden und die alten Cat5 Netzwerkleitungen sollten ausgetauscht werden.

Um sich in Zukunft weiter auf den Weg zu einer digitalen Schule zu machen, sollten 10GB-Switches und Access-Points angeschafft werden. Um die im zweiten Schulhalbjahr 2018/19 beginnende Tablet-Klasse aufzubauen, benötigt das Gymnasium Marianum Apple-TV-Geräte, Tablets für die Lehrer/innen und Schüler/innen und große Monitore.

Auch wenn in Zukunft mehr Klassen mit Tablets ausgestattet werden sollen, so benötigt die Schule weiterhin gut ausgestattete Computerräume, die weiterhin sukzessive modernisiert werden sollen.

4.3 Initiativen

Für das zweite Halbjahr des Schuljahres 2018/19 ist die Einführung einer so genannten Tablet-Klasse im Jahrgang 8 geplant. Bereits seit längerem laufen hierfür die Vorbereitungen und Partner außerhalb der Schule wurden bereits gefunden, mit denen dieses Projekt in Kürze starten kann.


[1] Vgl. www.lfm-nrw.de/fileadmin/user_upload/lfm-nrw/Service/Veranstaltungen_und_Preise/Tagungen_und_Praesentationen/Alwayson/Dokumente/Band-77_Mediatisierung-mobil_Zusammenfassung.pdf

[2] Köster, Thomas, u.a.: Menschen und Medien. Leitbild Medien für Schulen in Trägerschaft des Erzbistums Paderborn veröffentlicht, in: Schulinformationen Paderborn 1. Nummer/53. Jahrgang 2018)

[3] Professor Dr. Dieter Baacke (1934 – 1999). Zitiert nach: www.medienkompetenzportal-nrw.de/grundlagen/begriffsbestimmung.html

[4] Vgl. dazu Bühler, Peter u.a.: Digitale Medien verstehen – erstellen – einsetzen, Paderborn 2016, 18ff.

[5] Vgl. dazu www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Studie-Schule-20.html

[6] Vgl. dazu Bühler, Peter u.a.: Digitale Medien verstehen – erstellen – einsetzen, Paderborn 2016, 19ff.

[7] Vgl. dazu: www.medienpass.nrw.de/de

[8] Zitiert nach: www.medienberatung.schulministerium.nrw.de/Medienpass-NRW/Allgemeines/LVR_ZMB_MKR_Broschuere_Final.pdf