Nach dem Besuch der polnischen Austauschschüler in Warburg im letzten Oktober und weiteren Polnisch-Schnupperstunden bei Andżelika Kassan stand am Freitag, dem 28. März, endlich der Gegenbesuch an. Die krankheitsbedingt leider leicht verminderte Gruppe, elf Mädchen und drei Jungen, fuhr für eine Woche nach Lodz (Łódź), begleitet von ihrem Lateinlehrer Frederik Czech sowie Viola Wittig anstelle der zuvor verabschiedeten Schulverwaltungsassistentin Ingrid Schwalm. Wie schon die polnische, so fuhr auch unsere Gruppe über Nacht mit dem polnischen Linienbus, wieder großzügig gefördert durch das Deutsch-Polnische Jugendwerk.

Nach der Ankunft am Samstagmorgen ging es zu den Gastfamilien. Doch traf man sich schon beim Begrüßungsnachmittag in der Schule wieder, der Szkoła Podstawowa nr 162 im. Jana Nowaka-Jeziorańskiego, benannt nach dem Widerstandskämpfer für ein freies Polen, gegen die deutsche Besatzung und das kommunistische Regime. Nach englischen Grußworten der Schulleiterin erkundete man in einer Rallye die Schule und stärkte sich an den von den Gasteltern bereiteten Speisen. Der Sonntag gehörte den Familien, manche taten sich aber für einen Ausflug zusammen.
Die Stadtführung am Montag sparte das dunkle Kapitel des sog. „Litzmannstadt“ unter deutscher Besatzung nicht aus. In der Gedenkstätte Bahnhof Radegast wurde das Schicksal des jüdischen Ghettos bis zum bitteren Ende augenfällig. Dann ging es entlang der zentralen Piotrkowska-Straße, mit architektonischen Überraschungen in Hinterhöfen, und nach Pfaffendorf, der einstigen Arbeitersiedlung des deutschen Textilfabrikanten Karl Scheibler. Am Dienstag im Textilmuseum der Weißen Fabrik entwarfen die deutschen Schüler in einem englischsprachigen Workshop selbstleuchtende persönliche Logos nach Art der ausgestellten Neonreklame. Im Freilichtmuseum nebenan mussten sie an der Inneneinrichtung erraten, zu welcher Schicht und Volksgruppe – Polen, Deutsche, Juden oder Russen – die Bewohner jeweils gehörten. Am Mittwoch gab es etwas Schulalltag, samt Sportunterricht mit getrennten Geschlechtern. In der abschließenden gemeinsamen Polnischstunde übte man Zischlaute an den schwersten Zungenbrechern und kostete typisch polnische Leckerbissen. Nach dem Essen in der Mensa ging es zum Zoo, vor allem in das neue Orientarium mit Unterwassertunnel.
Donnerstag beim großen Ausflug nach Warschau besuchte man die nach dem Aufstand 1944 zerstörte, später originalgetreu wiederaufgebaute Altstadt, vor allem das Königsschloss. Im Nationalstadion sah man neben der Arena, die gerade komplett umgebaut wurde, auch Innenräume wie die Umkleideräume der Nationalmannschaft. Nach selbständiger Erkundung des Wissenschaftszentrums Kopernikus genoss man zum Abschied den Ausblick von den grünen Dachterrassen der Universitätsbibliothek.
Freitag fuhr man zum heiteren Ausklang in die Manufaktura, das große Einkaufszentrum in der ehemaligen Textilfabrik des jüdischen Unternehmers Israel Poznański. Bei den Laser Games kämpften Kleingruppen im Dunkeln mit Laserwaffen gegeneinander um Punkte. Am Abend hieß es Abschied nehmen und es ging, abermals im Bus über Nacht, zurück nach Warburg.
Frederik Czech
